14.09.2021
Herbstdüngung – letzte Chance bei Stickstoffmangel
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Themen
Ackerbau Aussaat Bodenbearbeitung Düngung Ernte Pflanzen Pflanzenernährung
Grundsätzlich muss für eine Herbstdüngung der Nachweis des Düngebedarfes erfolgen. Eine Stickstoffdüngung ist nach Ernte der letzten Hauptfrucht bis zum 1. Oktober in Höhe des N-Düngebedarfs, jedoch nur bis zu maximal 30 kg Ammonium-N oder 60 kg Gesamt-N je Hektar möglich. Der zuerst erreichte Wert begrenzt dabei die Einsatzmenge. Ausgeschlossen wird eine Düngung nach Leguminosen, Zuckerrüben, Winterraps, Mais und Kartoffeln sowie auf langjährig organisch gedüngten Böden oder bei hohen Humusgehalten. Möglich und gegebenenfalls notwendig ist eine Herbstdüngung dagegen nach Getreidevorfrucht. Hier ist zu differenzieren, ob das Getreidestroh auf dem Feld verblieben ist oder nicht. Zudem muss die Aussaat von Zwischenfrüchten, Winterraps und Feldfutter bis zum Ablauf des 15. September und zu Wintergerste nach Getreidevorfrucht bis zum Ablauf des 1. Oktober erfolgt sein.
Düngeverordnung gibt die Grenzen vor
Die Möglichkeiten auf Stickstoffmangel zur Herbstentwicklung vor Eintritt der Winterruhe zu reagieren, haben sich mit der Novelle der Düngeverordnung (DüV) 2020 weiter verringert. Neu hinzugekommen ist außerdem die Regelung der Anrechnung des Stickstoffs aus der Herbstdüngung auf den N-Düngebedarf im folgenden Frühjahr. Bei Mineraldüngern sind dies 100 Prozent bei organischen entspricht der Ammonium-Gehalt dem verfügbaren und damit anrechenbaren Stickstoffgehalt. Liegt die Fläche in einem „Roten Gebiet“, besteht ein Verbot der Herbstdüngung zu Winterraps und Wintergerste sowie von Zwischenfrüchten ohne Futternutzung (Ausnahme: zu Winterraps, wenn durch eine Bodenprobe nachgewiesen worden ist, dass die Menge an pflanzenverfügbarem Stickstoff im Boden unter 45 kg N je Hektar liegt). In welchen Fällen eine Herbstdüngung erfolgen kann, lässt sich jederzeit den diversen Informationsportalen landwirtschaftlicher Ämter, Landeskammern und Landesbehörden entnehmen, so beispielsweise hier.
Wann braucht der Raps noch eine Stickstoffdüngung?
Zur Herbstdüngung im Raps hatten wir bereits Ende August umfassend informiert. Näheres dazu finden Sie hier.
Zur Erinnerung: Um ausreichend gut entwickelte Bestände vor der Winterruhe zu erzielen, ist eine optimale Stickstoffversorgung unerlässlich. Oft, aber keineswegs immer wird diese durch den vorhandenen und sich bei ausreichender Feuchtigkeit neu bildenden Mineral-N-Vorrat im Boden gewährleistet. Unzureichend kann das Stickstoffangebot zum Beispiel nach Wintergerste sein, besonders dann, wenn das Stroh auf dem Feld verbleibt. Auch bei einem überdurchschnittlichen N-Entzug durch die Vorfrucht und bei Minimalbodenbearbeitung im Vorfeld der Aussaat spricht einiges für eine Herbstdüngung zu Raps, sofern diese laut Düngeverordnung prinzipiell möglich ist.
Wie sollte ich reagieren, wenn der Raps schon aufgelaufen ist? Bertram Kühne war für uns draußen unterwegs und hält interessante Tipps im folgenden Film für Sie bereit:
Herbstdüngung zu Wintergerste nur in Ausnahmefällen
Steht Wintergerste nach einer Getreidevorfrucht ist die Notwendigkeit für eine Stickstoffdüngung oft nicht gegeben und sollte besonders kritisch abgeschätzt werden. Nur wenn die Vorfrucht einen vergleichsweise hohen Ertrag realisieren konnte, eine reduzierte Stickstoffdüngung erhalten hat und das Stroh auf der Fläche verblieben ist, liegt unter Umständen ein Stickstoffbedarf vor. Insgesamt ist eine Herbstdüngung in deutlich weniger Fällen zielführend als bei Winterraps.
Wenn düngen, dann stabilisierter Stickstoff
Mit einem ammoniumstabilisierten Dünger wie ALZON® flüssig-S 25/6, ALZON® neo-N oder mit Gülle + PIADIN® kann zum einen der Stickstoffmangel beseitigt und zum anderen wirken die Vorteilseffekte der ammoniumbetonten Pflanzenernährung, darunter eine bessere Phosphor- und Mikronährstoffversorgung durch temporäre Versauerung der unmittelbaren Rhizosphäre sowie eine Förderung des Feinwurzelwachstums. Auch die Gefahr des Überwachsens der Bestände ist im Gegensatz zur Nitratversorgung deutlich geringer, und die Winterhärte wird verbessert.
Eine Herbstdüngung will wohl überlegt sein
Auch dort, wo die Möglichkeit der Herbstdüngung prinzipiell besteht, hängt die tatsächliche Notwendigkeit einer solchen Maßnahme von mehreren Faktoren ab.
Da der im Herbst ausgebrachte verfügbare Stickstoff (bei organischen Düngern in der Regel der Ammoniumanteil) im Frühjahr vom berechneten Düngebedarf abgezogen werden muss, ist anhand der konkreten Situation vor und nach der Aussaat sorgsam abzuwägen, ob tatsächlich noch im Herbst Streuer und Spritzen zum Einsatz kommen sollen.